Es gibt einige Ziele, die bei vielen Skandinavien-Reisenden ganz oben auf der Wunschliste stehen: das Nordkap zum Beispiel oder die Überquerung des Polarkreises, der Göta-Kanal und die Lofoten. Dort, wo malerische Fischerdörfer an tiefblauen Fjorden schimmern, dort wo die Mitternachtssonne die Nordlichter küsst (oder so ähnlich).
Und so machen natürlich auch wir Halt auf den Lofoten. Mit einer kleinen Fähre setzen wir über von Vesterålen zu den berühmten Lofoten-Inseln. Auf der Karte sehen, die weit in das Nordmeer hinausragenden Insel ein bisschen aus wie eine Katzen-Tatze – daher auch der Name “Luchsfuß” wie Lofoten übersetzt werden kann. Für sechs Tage sind wir nun auf dieser Inselgruppe unterwegs. Hopsen von einer zur nächsten, bummeln durch Fischerdörfchen, an Stränden entlang und übernachten an malerischen Aussichtsplätzen. Und trotzdem wissen wir nicht ganz genau, was wir von dem Lofoten-Hype halten sollen. Aber der Reihe nach …
Wir starten unsere Reise in die Welt der Lofoten in dem kleinen Städtchen Henningsvær. Unser Bulli schaukelt über die enge Straße, die sich am Fuß des Berges Vågakallen entlang windet. Kurz wird unsere Fahrt von einer Brückenampel unterbrochen – dann erreichen wir das kleine Fischerdorf. Über mehrere kleine Inseln verteilt sich das fröhliche Henningsvær im Vestfjord. Der Fischfang ist hier noch überall spürbar. Im Hafen schaukeln die Boote, am Ortsrand trocknet der Fisch an den großen Gestellen. Wir lassen uns treiben, schlendern durch die Gassen. Machen hier mal halt für Reiseandenken und Postkarten, dort bummeln wir durch einen kleinen Einrichtungsladen. Bevor wir am Nachmittag wieder aufbrechen. Wir fahren auf der Europastraße 10 in Richtung Westen, immer weiter in die Tiefen der Lofoten. Die Landschaft scheint nach jeder Kurve eine Überraschung bereit zu halten. Erst geprägt von weiten, grünen Wiesenflächen, aus denen spitze Bergrücken hervorwachsen. Hier und da können wir Fabelwesen und Tiergestalten in den Felsen erkennen. Dortdrüben wächst ein grauer, schuppiger Drachenrücken aus der Wiese, hier gleich neben der Straße liegt ein Fels, der an einen riesigen Regenwurm erinnert.
Inmitten der Fabelwesen-Landschaft halten wir auch am längsten (rekonstruierten) Wikinger-Langhaus der Welt. In Borg hatte man es vor einigen Jahren bei Ausgrabungen entdeckt und zu einem lebendigen und interessanten Museum rekonstruiert.
Später geht es weiter entlang der lang gezogenen Strände von Viten und Ramberg. Wir glauben fast, uns irgendwo in der Südsee wiederzufinden. Die Wellen des türkisblauen Meeres klatschen an den weißen Strand. Surfer tummeln sich im Wasser auf der Suche nach dem nächsten, perfekten Ritt. Wir graben unsere nackten Füße in den (kalten) weichen Sand, verlieren uns in ausgedehnten Strandspaziergängen, lauschen dem Kreischen der Möwen. Die Lofoten sind einfach herrlich!
Dann halten wir an Dörfern, wie sie malerischer nicht sein könnten. Rote Holzhäuschen, auf gakeligen Stelzen kühn ans felsige Ufer gebaut. Der Stockfisch baumelt davor. Dahinter türmt sich das Massiv der Lofotenwand bis zu 1000 Meter in die Höhe. Ein Postkartenmotiv! Die kleinen Häuschen wurden früher von Fischern als vorübergehende Bleibe während der Fangzeiten genutzt. Daher auch der Begriff Rorbu von “Ro” (rudern) und Bu (wohnen). Heute leben aber keine Fischer mehr in den schnuckeligen Hütten. Vielmehr hat sich auf den Lofoten ein wahrer Rorbu-Touristen-Boom entwickelt. Ganze (ehemalige) Fischerdörfer sind heutzutage große Ferienanlagen mit vielen duzenden Rorbu-Appartments. Jetzt in der Nebensaison gleichen “Dörfer” wie Nusfjord oder Hamnøy verlassenen Geisterstädten. Gleichzeitig zeigen sie auch ein erschreckendes Bild der Hochsaison, nämlich wie viele Touristen sich dann hier erwartet werden. Und so finden wir sie immer wieder auf unserer Reise durch die Lofoten: die unweigerlichen Spuren von Massentourismus. Zeugnisse, die mit der sonst von Rücksicht, Freundlichkeit und Umsichtigkeit geprägten norwegischen Art wenig zu tun haben. Parkplätze, Zufahrten, Stell- und Campingplätze und Rastplätze sind reglementiert, reguliert und kontrolliert, wie wir es bisher in Norwegen noch nicht erlebt hatten.
Und so verlassen wir die Lofoten mit wirklich sehr gemischten Gefühlen. In Gedanken hängen wir den pittoresken Ausblicken, weißen Stränden und bizarren Felswänden hinterher. Gleichzeitig freuen wir uns aber, fernab der Lofoten wieder echte, lebendige Dörfer mit Rücksicht, Freiheit und Umsichtigkeit erleben zu können.
Hier auf den Lofoten ist leider kaum was reglementiert. Öffentliche Parkplätze inkl. WC und Mülltonnen sind kostenlos. Es gibt keine Kurtaxe o.ä. das man bei den vielen Touristen nicht überall sein Zelt aufstellen darf, ist ja wohl selbstverständlich.
Den anfallenden Müll, Abwässer, Straßen, Parkplätze, Treppe auf den Berg Reinebringen etc. zahlen zu 100% die Anwohner.
Ich finde ihre Darstellung daher unrichtig und sehr undankbar. Vielleicht sollten die Kommunen zeitnahe eine Kurtaxe einführen und das Befahren mit Kraftfahrzeugen untersagen. Übrigens die Kommunen Reine, Moskenes, Sørvågen und Å sind die ärmsten Kommunen in ganz Norwegen.