Sanft ziehen einige Nebelschwaden durch den Hafen von Lübbenau. Vereinzelt treffen aber bereits die ersten Sonnenstrahlen das ruhige Wasser und streicheln sanft die Blätter der umliegenden Bäume. Wir starten heute von Lübbenau mit dem Kanadier in ein Stück nahezu unberührter Natur.
Knapp hundert Kilometer süd-östlich der Landeshauptstadt Berlin erstreckt sich auch über 500 Quadratkilometern das Biosphärenreservat Spreewald. Eine einzigartige Auenlandschaft, geprägt von Feuchtwiesen, Feldern und Wäldern die von einem unzähligen Labyrinth an Fließen der Spree durchschnitten werden. Fast 1600 Kilometer umfasst das Fließsystem des Spreewalds, das diese Landschaft so unverwechselbar macht. Mensch und Tier haben hier Heimat gefunden und sich an die Gegebenheiten des Spreewalds angepasst. Noch heute werden die berühmten Spreewaldgurken, Post und andere Waren mit Kähnen auf den Fließen des Spreewalds transportiert. In der geschützten Natur leben Weißstörche, See- und Fischadler, Otter, Biber und einige seltene Libellenarten.
In Lübbenau starten wir zunächst auf dem Hauptarm der Spree in östliche Richtung. Wir sind erst wenige Kilometer gepaddelt, als wir uns inmitten saftiger Natur befinden. Wasserratten begleiten uns, eine Ringelnatter kreuzt den Bug unseres Kanadiers und ein Frosch quakt im dichten Uferbewuchs. Wir biegen bald darauf in einen schnurgeraden Kanal ab und erreichen bald das Restaurant Wotschofska. Ein uriges Fachwerkhaus mit einladendem Gastgarten direkt am Rand der Spree. Es ist eines der ältesten Ausflugslokale und liegt mitten im Herzen des Spreewalds.
Nach einer kleinen Stärkung geht es wieder zurück in die Unendlichkeit der Natur. Ausladende Erlen, leuchtendes Grün und ein in der Sonne glitzerndes Blätterdach begleiten uns. Hier und da gehen kleine Nebenflüsse ab und verzweigen sich im Dickicht des Spreewalds. Auf einem abgebrochenen Baumstamm beäugt uns ein Eichelhäher kritisch, während wir mit ruhigen Paddelschlägen an ihm vorbeiziehen. Stundenlang begleitet uns Vogelgezwitscher, das leichte Rauschen der Blätter im Wind und unsere monotonen Paddelschläge.
Am Nachmittag tauchen wir dann wieder in die Zivilisation ein: das Örtchen Lehde ist zwar auch über die Straße zu erreichen, doch das Leben spielt sich nach wie vor auf dem Wasser ab. Ob Post, Müll, Feuerwehr oder Touristen – fast alles wird in Lehde mit dem Kahn transportiert. In dem Freilandmuseum, dessen Häuser direkt bis an die Fließe reichen, ist schon so manches Foto entstanden.