Inmitten einer Landschaft gezeichnet von endlosen Wäldern, an jeder Ecke ein glitzernder See und gemütlichen Hügel, soweit das Auge reicht – hier inmitten des lieblichen Landstriches Småland ist Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts Astrid Lindgren aufgewachsen.
Und auch wenn sich sicher in den letzten Jahren – seit die Buchautorin Lindgren ihre ersten Kinderbücher verfasste, sind schließlich mehr als 90 Jahre vergangen – einiges in Småland verändert hat, so tauchen wir unmittelbar ein in die Welt von Pipi Langstrumpf, Michel aus Löhneberge und Kalle Blomquist. Als unser Bulli sich über die geschlängelten Straßen Smålands windet, verstehen wir sofort, wo Astrid Lindgrens Eindrücke für Ihre Bücher herkommen: über die Hügel auf der linken Seite ist ganz bestimmt kleiner Onkel bereits mit Pipi Langstrumpf geritten und dort auf der rechten Seite, das ist doch der See, in dem Michel aus Lönneberga mit Alfred badete.
Und tatsächlich: Astrid Lindgren hat viele Ideen und Inspirationen aus der Landschaft rund um ihren Geburtsort Vimmerby, einer kleinen, beschaulichen Stadt mitten in Småland, gezogen. Später sind auch viele der Filme in dieser Region entstanden.
Wir starten bei Astrid Lindgrens Elternhaus, der Hof Näs in der Nähe von Vimmerby. Das Haus ist heute ganz dem Leben der bekannten Kinderbuch-Autorin gewidmet, zeigt die Stationen ihres Lebens und Inspirationen für ihre Geschichten. Hier lernen wir, dass sich vieles aus Astrid Lindgrens Leben auch in ihren Büchern wiederfindet: Am Ende der Straße ihres Elternhauses steht eine alte Ulme, sie taucht als Pipi Langstrumpfs Limonadenbaum wieder auf. Der alte Handwerksladen von Lindgrens Verwandten? Später soll er der Tischlerschuppen für Michel aus Lönneberga werden.
Wir schlängeln uns weiter durch die liebliche Landschaft. Einige Kilometer westlich von Vimmerby, biegen wir auf den kleinen, geschotterten Parkplatz am Rand des Weilers Sevedstorp. Einige Jahre lebte Astrid Lindgrens Vater hier. Die Häuser finden sich in Lindgrens Bücher als Bullerbü wieder. Und so schlendern wir also durch Bullerbü. Hier baumelt eine Schaukel im Apfelbaum, dort liegt eine alte Milchkanne im Gras. Wir glauben fast, dass Lisa, Lasse, Bosse und die anderen Kinder aus den Büchern hier noch durch die Straßen toben. Tatsächlich ist das Dorf heutzutage ganz normal bewohnt, die Bauern fahren auf die Felder, in den Wohnstuben brennt Licht und wir machen uns auf zur nächsten Astrid-Lindgren-Geschichte.
Weiterhin begleitet uns die Landschaft, wie wir sie aus den Pipi-Langstrumpf-Filmen kennen. Dort ein rauschender Bach, dort eine niedrige Steinmauer. Einige Minuten gemütliche Fahrt später erreichen wir Katthult. Der Hof hat zunächst nichts mit dem Leben von Astrid Lindgren zu tun, allerdings hatte er am Besten zu der Beschreibung des Hofes von Lönneberga gepasst und so wurden in den 1970ern hier die berühmten Michel-Filme gedreht. Vorbei geht es an ein paar Kühen und plötzlich stehen wir mittendrin in der Michel-Welt. Rechts das markante Hofgebäude mit dem Fahnenmast. Andächtig sehen wir nach oben und überlegen, wie Michel hier wohl Klein-Ida hochgezogen haben mag. Links etwas den kleinen Hügel hinab steht die Trissebude – das Plumpsklo, wo Michels Vater festsaß. Und selbstverständlich darf der Tischlerschuppen und der Hühnerstall nicht fehlen.
Wir setzen uns auf einen kleinen Felsen vor dem Michel-Haus und lassen diese Lindgren-Szenerie noch ein paar Minuten auf uns wirken, denn wie hatte die Autorin einst so schön gesagt: “Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hinzuschauen.”