Wir starten unseren Tag durch die Toskana Schwedens ganz im Süden des skandinavischen Königreiches. Unser Bulli steht, etwa 20 Minuten, nach dem wir die Hafenstadt Trelleborg verlassen haben, an der Hafenmole von Smygehuk – dem südlichsten Punkt Schwedens. Inzwischen ist ein Sturm aufgezogen und die kleine Hafenmauer stemmt sich gegen die tosende Brandung. Der kleine Hafen, wird er doch in Nils Holgersson so lieblich beschrieben, stemmt sich heute gegen die Naturgewalten des Meeres.
Jetzt im April liegt Smygehuk noch im Winterschlaf: der Souvenirladen, die Touristeninformation und die kleinen Cafés sind noch fest verrammelt und warten auf die Wärme des Sommers. Unaufhörlich klatschen die Wellen an den Aussichtspunkt und die Windrose, die den südlichsten Punkt hier markieren. Die Wolken hängen tief, tauchen den Küstenstreifen in ein blasses Zwielicht und zeichnet eine Landschaft, die perfekt zu einem kaltblütigen Schweden-Krimi passen könnte. Wir genießen den peitschenden Wind, das toben, brausen und preschen der Wellen, die Gischt, die uns immer wieder im Gesicht trifft.
Am späten Vormittag brechen wir auf – stets entlang der Küstenstraße 9 weiter in Richtung Osten. Wir fahren dahin, hängen unseren Gedanken nach, lassen diese äußerst entspannende Landschaft auf uns wirken, die heute von Kontrasten geprägt ist. Im Landesinneren zu unserer linken schmiegen sich kleine Holzhäuschen an die sanften Hügel. Hier und da ein Baum, gar eine dicht bewachsene Allee. Wir meinen, fast, durch die Toskana zu fahren. Lediglich die rot-weißen Holzhäuser passen nur hierher – in die Region Skåne in Schweden. Auf der rechten Seite unserer Route ein ganz anderes Bild: die Wellen peitschen über das Meer, rumpeln mit voller Wucht an die lang gezogenen Strände. Die Kiefernwälder am Ufer stemmen sich mit aller Kraft gegen den Wind.
Am Nachmittag machen wir halt in Ystad, die europaweit durch die Kriminalromane von Henning Mankell Berühmtheit erlangt hat. Die Straßen, Restaurants und Häuser, die in den Wallander-Kriminalromanen beschrieben sind – sie finden sich allesamt in Ystad. Und auch die Verfilmungen wurden zum Teil an den Originalschauplätzen in Ystad gedreht. Ein wahrer Wallfahrtsort für Krimi-Fans. Wir schlendern durch die Gassen der überschaubaren Stadt, in der sich so viele farbige Häuser aneinanderreihen. Ob sattes gelb, quietschendes rot oder ein kräftiges blau – die Straßen von Ystad scheinen einem Farbkasten entsprungen zu sein.
Den Abend verbringen wir inmitten der wunderbaren, toskanisch anmutenden Landschaft. Unser Bulli steht auf dem Hof von Gustaf und Kristin. Sie sind vor einigen Jahren aus “ihrem” Hamsterrad als Lehrerin und Webentwickler entkommen und haben sich mit Sköllengården einen Lebenstraum erfüllt. Der Hof wurde im 17 Jahrhundert erbaut und noch bis 1960 aktiv landwirtschaftlich genutzt. Dort, wo einst Kühe gemolken und Schweine Unterstand fanden, haben Kristin und Gustav ein wunderbares B&B erschaffen. Mit viel Charme, Liebe und Herzblut. Am Rande der Gästezimmer finden wir einen kleinen Platz für unseren Bulli und genießen die Aussicht auf die Landschaft, bis die Nacht über Skåne hereinbricht.
Am nächsten Morgen hat sich der Sturm gelegt, die Sonne strahlt über die Wiesen und Felder von Österlen, am Horizont glitzert das Blau der Ostsee. Ruhe und Frieden scheinen sich über die Landschaft gelegt zu haben. Ein idealer Tag, um tiefer in die Landschaft einzutauchen.
Das Sträntemölla-Forsemölla Naturreservat liegt eingebettet in eine malerische Landschaft aus Hügeln, Weiden und Wäldern. Selbst unter Einheimischen gilt das kleine Gebiet als Geheimtipp. Wir schnüren die Wanderschuhe und laufen los: zunächst über weitläufige Wiesen, später durch alte, knorrige Buchen-Wäder. Der kleine ausgetretene Pfad schlängelt sich um Hügel, über Lichtungen, an kleinen Büschen vorbei und um knorrige Bäume. Mittendrin erreichen wir eine alte, verlassene Mühle an einem – wie könnte es anders sein – rauschenden Bach. Ein kleiner Wasserfall stürzt in die Tiefe und Vögel zwitschern von den Bäumen – die schwedische Toskana könnte kaum schöner sein.