Die heutige letzte Etappe beginnt um kurz vor zehn. Wie bereits gestern setzt sich auch heute das farbenfrohe Spiel der Landschaft fort. Fantastisch anmutende bunte Bergrücken, gefärbt von Gelb über Rot bis hin zu Grüntönen – bei dem heute sonnigen Wetter besonders stimmungsvoll. Die Tour geht heute gemütlich über einen leichten Abstieg hinab. Unmittelbar vorbei an immer größer werdenden heißen Quellen und Fumarolen. Ein faszinierendes Bild bietet sich bei den kochend heißen blubbernden Löchern. Schleier, Fahnen, Wirbel und Wolken aus Dampf liegen über den Tälern der vielfarbigen Berge. Fauliger Geruch steigt uns in die Nase – es riecht wie in Teufels Küche und sieht aus wie in Hundertwassers Künstleratelier.
Der Weg führt gemächlich hinab, bis sich wenige Kilometer vor Landmannalaugar ein riesiges Lavafeld vor uns auftut. Bereits von Weitem ist das schwarze, zerklüftete Gestein des erkalteten Lavastroms zu erkennen. Irgendwie das i-Tüpfelchen der ohnehin schon sehr bizarr wirkenden Landschaft. Die Hänge der Berge leuchten in den buntesten Farben um die Wette. Sie schimmern in kräftigem rot, braun, orange und gelb. Dazwischen schimmern vereinzelte Schnee-Reste in ihrem weiß-blauen Kleid. Und wie versehentlich in das Tal geschüttet, schmiegt sich das kräftige schwarz der Obsidian-Lavafeldern an die Bergflanken. Der Farbkasten der Natur macht uns sprachlos. Die Rhyolith-Berge von Landmannalaugar sind für ihre unglaublichen Farben weltberühmt – nirgends auf Island gibt es sie in einer so großen zusammenhängenden Fläche.
Der Weg führt uns stets hinab, im zick-zack durch den zerklüfteten Lavastrom, bis wir schließlich am frühen Nachmittag die letzte Wanderhütte auf dieser Tour erreichen: Landmannalaugar. Die großzügige Unterkunft liegt direkt an den Hang der erkalteten Lava gekuschelt.
Nach meiner Ankunft genieße wir ein ausgiebiges Bad in der heißen Quelle. Die Superlativen, die uns auf dieser letzten Etappe begleitet haben, setzen sich freilich am Nachmittag fort: inmitten dieser schillernd bunten Landschaft, dem tiefschwarz des Lavafeldes sitzen wir in einer angenehm temperierten heißen Quelle und entspannen unsere Wandersbeine. Die Badegelegenheit begeisterte auch schon in früheren Zeiten die Hirten aus dem Bezirk Land – was sich im heutigen Namen Landmannalaugar wiederfindet. Er bedeutet „die warmen Quellen der Leute aus Land“.