Am Morgen blinzelt die Sonne durch die Fenster der Wanderhütte Langidalur – malerisch gelegen inmitten von Þórsmörk. Der stahlblaue Himmel verspricht bestes Wanderwetter und so sind wir früh auf den Beinen. Genießen das wärmende Licht der Morgensonne auf der kleinen Holveranda. Lassen den Blick schweifen über den Fluss Krossá, die Eiswelt des Eyjafjallajökull zur Rechten und der mächtigen Eiskuppel des Mýrdalsjökulls zu unserer Linken.
Heute lassen wir die Eiswelten der Südküste hinter uns und wagen uns weiter vor ins isländische Hochland. Die ersten Kilometer begleitet uns eine klein gewachsene Wald-Landschaft. Helle, rötlich-weiße Birkenstämmchen säumen den Weg und die Sonne malt abwechslungsreiche Schattenspiele der Blätter auf den Weg. Doch bald weicht die sanfte, leicht hügelige Landschaft einem breiten, rauschenden Fluss – die Þröngá kreuzt unsere Wanderroute und unsere Wassersandalen kommen zum Einsatz. Dass die Þröngá für ihre Strömung bekannt ist, merken wir schnell. Das kalte Wasser zerrt an den Waden, der Weg durch den breiten Fluss beschwerlich, die Wanderstöcke finden kaum halt. Langsam einen Fuß vor den anderen setzen – geschafft! Ein angenehmes Kribbeln macht sich breit, als sich die Zehen endlich wieder im warmen Wanderschuh aufwärmen dürfen.
Von nun an geht es langsam aber stetig aufwärts – hinauf in das isländische Hochland. Wir verlassen die saftige, grüne Landschaft und wandern hinein in die graue Wüste in Richtung Emstrur. Unter unseren Füßen knirscht der feine, schwarze Lava-Sand. Hier und da krallen sich kleine Moosblumen ans graue Gestein. Sonst ist heute wenig Farbe zu sehen. Unser Weg kreuzt eine ruppige Jeep-Piste, und ein paar Flüsse und Bäche müssen noch überwunden werden, bis wir am frühen Nachmittag die letzte Herausforderung des Tages erreichen.
Der milchige Gletscherfluss Fremri-Emstruá hat – nur wenige Kilometer vor der Wanderhütte Emstrur – einen tiefen Canyon in die Landschaft gegraben. Laut tosend rauscht der Fluß durch die Schlucht. Eine kleine Brücke klammert sich waghalsig an die Wände und hilft Wanderern bei der Überquerung. Über einen schmalen Pfad steigen wir hinab, verstehen bei den tosenden Wassermassen kaum unser eigenes Wort. Nach der Brücke geht es steil hinauf, teilweise mit behelfsmäßigen Seilen gesichert kommen wir dennoch gut voran. Und erreichen kurz darauf, beeindruckt und glücklich unser Tagesziel.
Die drei kleinen Wanderhütten von Emstrur stehen in einer kleinen, leicht begrünten Mulde und wir genießen den Tagesausklang im goldenen Abendlicht der kleinen Holzterrasse vor der Hütte.