Der Tag beginnt am sehr frühen Morgen auf der Berghütte Fimmvörðuskáli: hier klappern die ersten Wanderstöcke, dort werden Rucksäcke gepackt. Vor dem Frühstück gehen wir noch ein paar Schritte vor die Tür, genießen die erstaunliche Ruhe hier oben. Kaum Geräusche sind zu hören. Hier und da platschen Tropfen auf den Boden, still und leise ziehen Nebelschwaden über den Gletscher Eyjafjallajökull. Ansonsten sind wir hier weitab von Vogelgezwitscher oder Verkehrslärm. Um uns nach wie vor die karge Landschaft aus Eis, Sand, Steinen und Geröll.
Der Abstieg nach Þórsmörk beginnt ähnlich: entlang von unzähligen Steinmännchen und Wegmarkierungen laufen wir durch die grau-schwarz-braune Wüste des Hochlandpasses Fimmvörðuháls, bis sich der Weg immer weiter nach unten in Richtung Þórsmörk zieht. Zunächst noch etwas zurückhaltend, dann aber immer steiler geht der Weg hinunter. Loses Geröll, vereinzelte Schneefelder und ein scharfer Wind machen es zu einer anstrengenden Etappe. Unser Weg führt uns über den steilen Grat Heljarkambur. An der abenteuerlich gesicherten Kette klettern wir immer weiter hinab und erreichen bald das recht flache Hochplateau Mórinsheiði. Erste Farbtupfer einer spärlichen Heidelandschaft mischen sich in die Grau- und Brauntöne. An der Kante des Plateaus haben wir einen fantastischen Blick auf unser heutiges Ziel.
Das Tal von Þórsmörk lockt mit nahezu schillernden Grüntönen. Majestätisch strecken sich schroffe Bergrücken in den blauen Himmel. Die schwarzen Täler und Steine zeichnen surreale Schatten in die Bergwelt. Über alledem glitzern dann noch die blau-weißen Farbtöne des Gletschers. So geht es stetig hinab. Mal über schwindelerregende Grate, an dessen Flanken es Hunderte von Metern hinab geht. Mal als Kletterpartie über große Felsformationen. Der Weg ist immer wieder geprägt von einzigartigen Ausblicken auf diese fantastische Landschaft. Kein Wunder, dass dieses Gebiet zu den spektakulärsten Bergregionen der Welt zählt.
Etliche Kurven, Seil- und Kettensicherungen später wird der Weg flacher und in das Landschaftsbild reihen sich plötzlich – Birken und niederwüchsige Bäume. Was für ein Kontrast zu der Landschaft, in der wir noch vor wenigen Stunden unterwegs waren. Hier unten in Þórsmörk – benannt nach dem germanischen Gott Thor – scheint das Paradies zum Greifen nah. Im inzwischen abgeflauten Wind rascheln die Blätter der Birken, hier und da wachsen farbenfrohe Wildblumen und man kann die frische der Natur förmlich riechen. Knorrige Bäumchen, buschige Sträucher, hier und da ein Farbtupfer und das stetige Rauschen des Flusses Krossá begleiten uns fortan auf dem Weg. Bis wir kurz darauf unser heutiges Ziel – die Berghütte Langidalur erreichen.