Der Tag startet früh am Morgen – um kurz nach acht Uhr rollt der rot-gelbe Linienbus 201 auf den Parkplatz in Valldemossa. Der freundliche Fahrer hat uns und unser Wandergepäck heute morgen von der Inselhauptstadt Palma in den Westen Mallorcas geschaukelt. Als wir aussteigen schlägt uns die angenehme Kühle eines Sommermorgens ins Gesicht; die Berge hoch oben in der Serra de Tramuntana sind noch wolkenverhangen als wir unsere Rucksäcke schnüren um zu unserer Tour durch Mallorcas Gebirgsregion aufzubrechen.
An diesem frühen morgen herrscht noch eine idyllische Ruhe in dem sonst so quirligen Bergdörfchen Valldemossa. Bunte Blumentöpfe schmücken die engen Gässchen, hier und da streunt eine Katze umher und auf der Plaza Pública tauschen die ersten Mallorquiner schon die Neuigkeiten des Morgens aus. Die Bäckerei Ca’n Molinas ist schon von weitem zu riechen – der Duft von frisch gebackenem Baguette, fluffigen Brötchen und den berühmten Coca de Patatas zieht durch die Gassen. Ein perfekter Stopp für uns, um sich noch mit Weg-Proviant einzudecken.
Das Dorf lädt förmlich ein, erkundet zu werden – doch wir müssen leider dankend ablehnen. Auf die Spuren Chopins, das Kräuterkloster und die verwinkelten, kleinen Gassen müssen wir leider verzichten, denn unsere erste Etappe nach Deià liegt vor uns.
So machen wir uns auf den Weg – in Richtung Norden verlassen wir Valldemossa und finden uns nach wenigen Gehminuten bereits mitten in der mallorquinischen Natur. Vorbei an knorrigen Olivenbäumen und kleinen Steineichenwäldern schraubt sich unser Weg immer höher in die Serra de Tramuntana. Bald erreichen wir auch die ersten Köhlerstätten, die uns auf dieser Wanderung immer wieder begleiten werden.
Die einfachen Behausungen der Köhler sind auf dieser Route allgegenwärtig. Noch bis 1960 wurden sie von den Carboners genutzt, die an den Köhlerplätzen aus den Steineichen Holzkohle herstellten.
Nach einer ausgiebigen Pause, geht es für uns weiter – stets nach oben. Die Kühle, die wir noch am Morgen genossen hatten, war längst einem strahlenden Spätsommertag gewichen. Ein lauer Wind lässt die Blätter des dichten Steineichenbewuchses im Sonnenlicht tanzen und wir genießen auf unserem Weg das Schattenspiel.
Je höher wir steigen, desto lichter wird die Bewaldung. Der bisherige Karrenweg ist inzwischen einem steilen, von Steinmauern eingefassten Weg gewichen, der sich in Serpentinen stets höher kämpft. Und plötzlich, nach einer letzten Kurve erreichen wir den Camí de s’Arxiduc. Die schattenspendenden Steineichenwälder haben einer steinigen Hochebene Platz gemacht. Und die Aussicht ist atemberaubend! Mit respektvollem Abstand zu der 200 m tief abfallenden Felswand suchen wir uns einen kleinen Pick-Nick-Platz. Gemütlich auf die Rucksäcke gelehnt, kommen wir aus dem genießen nicht mehr raus: vor uns im Norden schmiegt sich die Bucht von Port de Soller an die Küste, scheinbar vor unseren Füßen ragt der Lochfelsen Sa Foradada ins Mittelmeer und im Süden reicht der Blick bis fast nach Banyalbufar. Herrlich!
Am frühen Nachmittag reißen wir uns von unserem Pausen-Platz los und wandern entlang der Camí de s’Arxiduc. Einst war der Weg im 19 Jahrhundert als Reitweg von Erzherzog Ludwig Salvador von Habsburg-Lorena angelegt worden, heute gilt er als Wanderparadies für Mallorca-Urlauber. Der Weg verläuft eigentlich – von ein paar kleineren Steigungen mal abgesehen – eben an der Abbruchkante entlang und bietet uns immer wieder herrliche Ausblicke über die Küste. An zwei großen Steinmännern trennen wir uns von dem Reitweg des Erzherzogs und steigen hinab in Richtung Deià .
Der Pfad schmiegt sich eng an den Fels, loses Geröll und enge Serpentinen erfordern nochmal die volle Aufmerksamkeit, führt uns aber zuverlässig ins Tal nach Deià, wo wir aber am Abend im Refugi Can Boi Quartier beziehen.